Kindergesundheit im Fokus

15.11.2023
Foto: Katrin Raim, AOK Mönchengladbach

Bei einem Austausch zum Thema trafen sich auf Anregung der AOK Expert*innen aus Medizin, Pädagogik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie in Mönchengladbach

Unter welchen Bedingungen können Kinder und Jugendliche geistig und körperlich gesund aufwachsen? Dazu gibt der aktuelle AOK-Report zur Kindergesundheit deutliche und besorgniserregende Hinweise. Vor allem Belastungssituationen innerhalb einer Familie wirken sich danach massiv auf die Gesundheit von Kinder und Jugendlichen aus: Bei der Betrachtung der Daten von19.000 bei der AOK versicherten Kindern lebten im Jahr 2021 54,7 Prozent mit mindestens einer Belastungssituation wie geringem Familieneinkommen, beengten häuslichen Verhältnissen und/oder körperlicher und psychischer Erkrankung eines Elternteiles.

Die Folgen? Die AOK geht davon aus, dass bei Kindern und Jugendlichen mit dauerhaften Belastungssituationen die Wahrscheinlichkeit von gesundheitlichen Auffälligkeiten/Beeinträchtigungen um 35 Prozent erhöht ist. Kinder, bei denen keine belastenden Faktoren vorliegen, werden hingegen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent krank. Vor allem bei psychischen Erkrankungen Jugendlicher spielen multiple Risikofaktoren eine Rolle: je mehr vorhanden sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, wie man in der Kinder- und Jugendpsychiatrie immer wieder feststellt. Von daher spielen Eltern und Umfeld bei der Behandlung eine große Rolle.

Ihnen Unterstützung zu geben, vor allem wenn sie sich selbst in einer belastenden Situation befinden, ist eines der Anliegen der städtischen Fachstelle Frühe Hilfen. Die Mitarbeitenden versuchen, alle Familien auch schon vorgeburtlich zu unterstützen, indem sie in Frauenarztpraxen oder Kliniken präsent sind. Über ihr großes Netzwerk können die Frühen Hilfen aber auch auf andere Hilfsangebote aufmerksam machen, wie z.B. das KipE-Beratungsangebot des Reha-Vereins. Hier werden vor allem psychisch belasteten Eltern Information, Rat und Unterstützung angeboten. Für die Kinder gibt es neben der KiMM-Gruppe mit Gleichaltrigen auch ein Patenprojekt, bei dem ehrenamtliche Patinnen und Paten Zeit mit den Kindern verbringen, ihnen zu neuen Eindrücken verhelfen und gleichzeitig die Eltern entlasten.
Bei älteren Jugendlichen, wo ein Kontakt zur Familie nicht möglich bzw. nicht gewünscht ist, setzt  das Team von u25 des Reha-Vereins an. Tobias Henke und sein Team kümmern sich um Jugendliche aus komplexen Umfeldern, die keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie haben und die teils wohnungslos sind. Im offenen Treff, der täglich geöffnet hat, bieten sie einen niederschwelligen Zugang mit Kontakt- und Beratungsangebot, aber auch kostenlose Mahlzeiten und die Möglichkeit, sich an einem geschützten Ort einfach mal auszuruhen. In den letzten drei Jahren des Projekts gab es 168 Teilnehmende, die das Angebot wahrgenommen haben.

Fazit: Alle Akteure des Treffens zur Kindergesundheit waren sich einig, dass die Kinder- und Jugendgesundheit in Mönchengladbach verbessert werden kann und muss. Die engere Zusammenarbeit der Versorger ist dabei ein wichtiger Schritt. Was hingegen aus der Runde der Versorger nicht gesteuert werden kann, aber einen erheblichen Einfluss auf Kinder-gesundheit bzw. Krankheit hat, ist der Faktor Armut. Und da ist Mönchengladbach immer noch weit vorne: von den im Jahr 2021 betrachteten Kindern und Jugendlichen lebten 35,9 % in einem Haushalt mit ALG-2-Bezug (Durchschnitt AOK Rheinland/Hamburg 31,0 %).

Ihre Ansprechpartnerin

Frau Offermanns
Ansprechpartnerin KipE, KiMM, Patenprojekt
Telefon 02161 5768-1573
Mobil 0151 17223568