Digitalisierung und Nachhaltigkeit

01.04.2020

Die e-werkstatt im Reha-Verein zeigt, wie es gehen kann.

Wer kennt das nicht? Das Handy ist heruntergefallen und das Display kaputt oder der Akku macht schlapp. PC oder Laptop funktionieren nicht mehr. Die Unterhaltungselektronik (TV, HiFi) spinnt, der CD-Player liest nichts mehr ein.

Gerade bei älteren Geräten stellt sich dann schnell die Frage: reparieren lassen oder neu kaufen?

Besser für die Umwelt, das Portemonnaie der Kundschaft und gleichzeitig eine sinnvolle Beschäftigung für Nutzerinnen und Nutzer mit einer psychischen Erkrankung - mit dieser Idee hat die e-werkstatt des Reha-Vereins, die im alten Klinkerbau auf der Sophienstraße neben der Fahrradwerkstatt logiert, ihr Angebot deutlich ausgeweitet. Wurden früher nur PC repariert, so kann man heute Handys, PC, Laptops, Tablets, Fernseher, Hi-Fi- Komponenten prüfen und in Ordnung bringen lassen.

Und wenn eine Reparatur mal nicht mehr lohnt? Dann findet man hier auch schnell einen Ersatz, denn generalüberholte gebrauchte Geräte gibt´s zum günstigen Preis. Möglich ist das durch Spenden von Firmen und Einzelpersonen, die ihre gebrauchten Geräte einer sinnvollen Weiternutzung zuführen wollen. In der e-werkstatt werden zunächst die alten Daten gelöscht. Danach werden die Geräte auseinandergebaut, gereinigt und im Bedarfsfall repariert. Erst nach einer gründlichen Endkontrolle kommen sie in den Verkauf. Was nicht mehr funktionsfähig gemacht werden kann, wird recycelt.

Neu im Angebot: Digitalisierung von VHS und Dias

Der neueste Renner und eine Idee von Markus Bovens, dem Leiter der e-werkstatt, ist die Digitalisierung von VHS-Kassetten und Dias, das „Haltbarmachen“ von Ereignissen und Erinnerungen, die man der Vergänglichkeit von Bändern und Transparentfolien entreißen möchte. „Ob Urlaubsbilder, Filme von Familienfesten, Geburt und Aufwachsen der Kinder: Aus ganz Deutschland bekommen wir Pakete von Menschen, die diesen besonderen Service nutzen wollen.“ Auf modernen Speichermedien wie DVD oder USB-Stick bekommt man seine Erinnerungen zurück.

Von der Idee zum Angebot war es allerdings ein weiter Weg. „Wir haben Nutzer*innen angesprochen, ob sie Interesse daran hätten, so etwas mit uns zu entwickeln. Mit eigenem Material haben wir so lange probiert, bis das Verfahren sicher funktionierte. Erst dann haben wir angefangen die Digitalisierung zu bewerben. Von der Resonanz sind wir echt überwältigt!“ Und das kann man sehen: in den Regalen stapeln sich Plastikboxen mit Aufträgen.

Arbeitsmöglichkeiten nach Begabung und Neigung – Entwicklung inklusive

Überhaupt bietet die e-werkstatt vielfältige Arbeitsmöglichkeiten im technischen Bereich, je nach Neigung, Begabung und handwerklichem Geschick auch in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. In einer Ecke stehen z.B. große Behälter mit Metallgehäusen. „Die Beschäftigung beginnt bei uns immer niederschwellig, nämlich mit der Demontage von Geräten,“ erklärt Markus Bovens. „Es geht erst einmal darum, hier anzukommen, Kontakte herzustellen und die Produkte kennenzulernen. Im Anschluss besprechen wie gemeinsam, wo die Interessen und Kompetenzen der Nutzer*innen liegen und suchen einen passenden Arbeitsplatz. Nach internen Schulungen und einer Übungsphase werden die Arbeitsergebnisse überprüft. Erst dann geht es an die Bearbeitung von Kundenaufträgen. Und natürlich gibt es immer eine Endkontrolle.

Das Schulungskonzept für die e-werkstatt hat ein Nutzer erarbeitet, der es jetzt auch unterrichtet. Wenn man die Schulungsinhalte sicher beherrscht, erhält man ein Zertifikat für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Wer in einem Bereich fit ist und weiter lernen will, kann in eine anspruchsvollere Tätigkeit wechseln, z.B. in den PC- oder Handy-Bereich. Dort warten teilweise hochkomplexe Tätigkeiten. Wer sich eher für Beratung und Verkauf interessiert, kann an der Theke und in der Kundenberatung arbeiten.

Und die Kosten?

„Unser Kostenvoranschlag ist erst mal umsonst,“ berichtet Markus Bovens. „Bei den Reparaturen arbeiten wir nur mit Originalteilen, da fallen natürlich Kosten an. Aber wir haben gute Händlerverbindungen und bekommen auch hier manchmal Spenden oder günstige Konditionen, weil unser Konzept den Menschen gefällt. Und wir sind vor Ort. Man kann immer wieder kommen, wenn man eine Beratung möchte.“ So haben alle etwas davon.

Dazu Spar-Tipps vom Experten:
auf der Internet-Seite www.groupon.de findet man ausgewählte Dienstleistungen der e-werkstatt zu Schnäppchen-Preisen.
Und: treue Kundinnen und Kunden profitieren von der Sammelkarte!

Aber was passiert denn nun mit den Gehäusen in der Ecke? „Sie werden, genau wie Platinen, Akkus und andere Materialien getrennt gesammelt und an zertifizierte Recycling-Firmen weitergegeben. Dort werden die wertvollen Rohstoffe herausgelöst und wiederverwendet.“ Ein echter Kreislauf also und kein Elektroschrott, der auf afrikanischen Deponien landet.

Ihr Ansprechpartner

Herr Bovens
Werkstattleiter e-Werkstatt
Telefon 02161 5768-1051