Leben mit Depressionen

30.11.2020
Foto: Adobe Stock

Herausforderung für Betroffene und Angehörige

Beitrag im Hindenburger, Dezember 2020:

Traurig, antriebslos, hoffnungslos – so beschreiben die meisten Menschen mit Depressionen, wie sie sich fühlen. Das ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt des Erlebens, wenn man von einer Depression betroffen ist. Anhaltendes Grübeln, negative Gedanken bis hin zu suizidalen Ideen oder Handlungen, Lustlosigkeit und Schlafstörungen gehören genauso zur Reihe der Symptome und gehen oft mit einem starken Angstempfinden einher. Sind nur wenige und leicht ausgeprägte Symptome vorhanden, ist man häufig noch arbeitsfähig und in der Lage, seinen Alltag zu bewältigen. Mit der Zeit kann die Erkrankung im Schweregrad zunehmen. Dann sind die Betroffenen manchmal nur noch eingeschränkt in der Lage, ihren Alltag zu gestalten und den gewohnten Routinen nachzugehen.

Nicht nur, dass sich die Betroffenen selbst nicht mehr verstehen – auch die Angehörigen sind oft ratlos. Dann fallen oft wohlgemeinte Ratschläge (z. B. die Aufforderung, sich zusammenzureißen und sich durch Arbeit abzulenken), die jedoch nicht hilfreich sind und von den Betroffenen auch nicht so erlebt werden.

Was ist es dann, was hilft?
In erster Linie tragen Geduld, ein offenes Ohr und Einfühlungsvermögen durch das nahe Umfeld zu einer Atmosphäre bei, in der mit den depressiven Menschen konkrete Schritte erarbeitet werden können. Von medizinischer Seite sind das oft eine Behandlung mit dem passenden antidepressiven Medikament, eine Ergo- oder Psychotherapie oder eine Therapie im stationären oder tagesklinischen Bereich. Die Ambulante Psychiatrische Pflege (APP) als Krankenkassenleistung kann dazu beitragen, eine Krise zu bewältigen oder einen Klinikaufenthalt zu vermeiden. Wer anhaltend durch eine chronische Depression in seinen Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung eingeschränkt ist, kann Ambulant Betreutes Wohnen als Leistung der Eingliederungshilfe in Anspruch nehmen. Besonders hilfreich ist es, wenn die Einzelleistungen gut miteinander vernetzt sind und die Betroffenen dabei Regie führen, anstatt aneinander vorbei zu arbeiten.

In der Fülle der Möglichkeiten den für sich passenden Genesungsweg zu finden, das ist gerade zu Anfang eine Herausforderung für Betroffene wie für Angehörige. Hier können die Fachärzt*innen für Psychiatrie, der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes und die Sozialpsychiatrischen Zentren wertvolle Hilfe leisten.

In Mönchengladbach ist der Reha-Verein Träger der Sozialpsychiatrischen Zentren und bietet seit 1973 konkrete Unterstützungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. An seinen zahlreichen Standorten werden beispielsweise Beratungen für Betroffene und Angehörige angeboten und bei Bedarf die weiteren Hilfen geplant. Die multiprofessionellen Teams bieten ein breites Spektrum wirksamer Hilfestellungen und psychosozialer Angebote an, darunter auch die Ambulante Psychiatrische Pflege.

Ambulante Psychiatrische Pflege (APP) – was ist das eigentlich?
Ambulante Psychiatrische Pflege ist eine Leistung aller Krankenkassen, die von Fachärzt*innen bei einer Vielzahl psychiatrischer Diagnosen verordnet werden kann. In einem individuellen Behandlungsplan wird festgelegt, wie

  • Psychiatrische Klinikaufenthalte vermieden werden können,
  • Nach einem Klinikaufenthalt der Schritt zurück in die eigene Wohnung gelingt,
  • Krisensituationen bewältigt werden können.